Ich habe ihn ja gehasst, den Mittenwalder Klettersteig. Mittlerweile mag ich ihn, war 2011 insgesamt 16 lange Tage beim Sanieren unterwegs. Wunderbare Tage ausgefüllt mit viel Tragen, Bohren, Seile ziehen, aber auch mit bleibenden Eindrücken. Man muss die Situation erlebt haben, wenn an einem traumhaften Tag nach zwei Stunden Zustieg die Bohrmaschine nicht anspringt, der letzte Akku leer ist oder 25 Kilo Stahlseil um ein Meter zu kurz sind. Wenn es an der Sulzleklammspitze unbedingt 14 oder 16mm-Seile sein müssen! Ausgedacht von Leuten, die garantiert noch nie so ein Gewicht im Gebirge bewegt haben. Irgendwie geht es dann halt doch, wie immer. Und ich muss zugeben – es ist schon angenehm anzufassen, das dicke Seil. Ich weiß jetzt auch warum mit zunehmender Distanz von der Bergstation Karwendelbahn die Seile immer dünner und älter wurden, die letzte Sanierung offenbar immer weiter zurück liegt – und ich versteh es auch! Effektives Arbeiten mit stabilem Bergwetter ist erst ab Mitte August möglich. Ein Traum war der letzte Spätsommer, kein Druck fertig werden zu müssen wegen angesagter Wetterverschlechterung. Jeder Tag ist trotz der Plagerei für mich ein geschenkter Tag voll innerer Zufriedenheit und viel Raum für Gedanken. Gedanken über das, was die Passanten motiviert hier oben zu sein. Und was ihnen davon wohl in Erinnerung bleiben wird. Auf den Bergen wohnt die Freiheit – heißt es so schön. Unverständlich, dass viele Klettersteiggeher mangels Ausrüstung sich selbst der Freiheit berauben zu entscheiden, wann und wo sie sich sichern. Wie hoch ist hier wohl der Genussfaktor der Tour? Ob die Eltern, die aus purem Egoismus viel zu kleine Kinder ungesichert über den Klettersteig schleifen einen relaxten Tag haben? Und die Kinder erst, was bleibt? Wie wird ihre Einstellung zum Bergsteigen durch die Erlebnisse hier oben für die Zukunft geprägt? Hübsch ist die junge Frau in ihrem wehenden Pilgergewand und Sandalen anzuschauen. Ob sie wohl in einer anderen Welt schwebt? Realistisch sehen es jedenfalls die 3 Herren jenseits der 75, die sich mitten in mein Werkzeug setzen und zugeben, sich überfordert zu haben. Bei so viel Unwissenheit, Unsicherheit, Ignoranz und Respektlosigkeit ist es erstaunlich, wie stark der „Überlebenswille“ und ein gewisser Urinstinkt einiger Klettersteignutzer doch/noch ausgeprägt sind. Wäre dies nicht so, würde die Bergwacht viel öfter tätig sein müssen. Mit meinem Faktor bin ich sehr zufrieden. Es ist die reizvolle Kombination aus harter Arbeit an der körperlichen Leistungsgrenze und der Ruhe unserer Bergwelt. Stunden in denen ich nur vor mich hin arbeite, nur auf mich selbst aufpassen muss und merke, wie die Zwänge des Alltags zunehmend unwichtig werden – vielleicht zu unwichtig? Für mich aber auch ein Teil meiner Freiheit den ich nicht mehr missen möchte. Daraus wächst auch die Motivation „es immer wieder zu tun“. Und vielleicht auch ein klein wenig aus der Freude der „Eigentlichnichtbergsteiger“ die über jedes Stück Drahtseil dankbar sind, an welches sie sich klammern können. Leute, die im Augenblick nicht nach Fehlern suchen, sondern für die gute Arbeit bedanken. Vielleicht trage ich ja sogar ein ganz klein wenig dazu bei, den Klettersteiggehern ihre Tour ein klein wenig sicherer und genussvoller zu gestalten.
Stefan Adam
Es dauerte leider mindestens 10 Tage bis uns Meldungen über Schäden an den Seilsicherungen des Mittenwalder Klettersteiges erreichten. Nach der ersten Begutachtung am Sonntag, 15.06.2014 wurde der Teilabschnitt über die Nördliche Linderspitze bis zum Gatterl bis zur Beendigung der Ausbesserungsarbeiten am 18.06.2014 um 10.15 Uhr gesperrt. Sehr zum Unverständnis für diejenigen, welche eine solche Absicherung für sicherheitstechnisch ausreichend halten, |
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Mittenwalder Höhenweg/Karwendelklettersteig bis Ende Mai 2024 Wintersperre!
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